Knochenzyste

Im Februar 2015 lahmte Caruso nach Aussage der Stallbesitzerin. Da ich dies nie selbst gesehen hatte, nahm ich es zwar ernst, machte mir aber nicht allzu viele Sorgen. Wir liessen den Hufschmied kommen, um den Verdacht auf ein Hufgeschwür zu prüfen. Beim Vortraben lief er taktrein und zeigte keine Schmerzen bei der Zangenprobe.

Ein paar Tage später wurde ich nochmals informiert, mein Pferd lahme und ziehe dass linke Hinterbein bis zum Bauch hoch. Dies sei ein Zeichen für Schmerz. So blieb mir keine andere Wahl, als den Tierarzt kommen zu lassen. Dieser stellte ein deutliches Lahmen (Grad 2-3) fest und machte den Vorschlag, die linke Hinterhand zu röntgen.

Drei Tage später fuhren wir in die Klinik. Caruso lief beim Vortraben ganz toll, und nur in den linken Volten sei leichtes Lahmen zu erkennen, meinte der Tierarzt. Da  wir schon mal in der Klinik waren, wurde Caruso sediert und geröntgt. Als ich mein Pferd in die Boxe gebracht hatte, wurde meiner Mutter und mir die Diagnose mitgeteilt:

Knochenzyste sowohl im linken wie im rechten Kniegelenk. Ein Schock, denn nun stand die Frage im Raum: Erlösen, ja oder nein?

 

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Zum Patienten: Caruso ist ein zweijähriger Freiberger Wallach. Er hat sehr viel Witz und Charme. Da er sich sehr dominant und frech zeigt, ist seine Erziehung nicht immer ganz einfach. Als ich ihn als sechs Monate altes Fohlen zum ersten Mal gesehen habe, haben er und ich uns in einander verliebt. Es passte einfach!  

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Für mich war die Option „Einschläfern“ nie relevant, solange Hoffnung bestand. Ganz deutlich wurde mir gesagt, dass die Chancen 50 : 50 stehen. Ohne Operation würde er höchstens als Weidepferd leben können. Aber auch dies nur solange,  bis das Gelenk deutlich Schaden nehmen würde.

Die Operation für 3500 Fr. war zwar in den Augen einiger Mitmenschen  verrückt, aber für mich (uns) keine Frage.

Nun hatte ich zwei Monate Zeit, um mir klar darüber zu werden, welche Folgen das ganze haben könnte. Caruso bekam 3 x täglich Medikamente, um die Durchblutung zu fördern, hatte sonst aber keine grossen Einschränkungen. Ich durfte mit ihm einfach nicht mehr traben und auch nur noch kurze Spaziergange unternehmen.

In den zwei Monaten informierte ich mich im Internet über Knochenzysten. Ich hatte ich doch keine grosse Ahnung, um was es sich handelt. So habe ich eine Zweit- und Drittmeinung eingeholt. Niemand konnte mir genau sagen, ob es gut gehen würde. Es gibt zu wenig Vergleichsfälle, um eine fundierte Aussage machen zu können.

April 2015

Ende April ging es los, und Caruso wurde an seinem zweiten Geburtstag, einem Sonntag, in die Klinik gefahren. Am Montag durfte er, für eine lange Zeit, das letzte Mal auf die Weide. Am Abend wurden erneut Röntgenbilder angefertigt. Da die Aufnahmen keine grossen Veränderung zeigten und die Vorderhand in Ordnung war, wurde die OP geplant. Am Dienstagmorgen ging es los. Um 06.15 Uhr war Caruso auf dem Tisch. Die Familienangehörigen froren im Auto vor der Klinik, um im schlimmsten Fall das Okay zum Einschläfern zu geben.

Operation: Das Pferd wird in Rückenlage unter Vollnarkose operiert. Die Operation ist minimal-invasiv.  So bleiben auf beiden Seiten nur je drei  winzige Narben zurück. Für die Kamera wird eine Öffnung benötigt. Die weiteren zwei sind für „Werkzeuge“. Zuerst wird die Knochenzyste ausgeräumt und danach mit einer Art Knochenzement aufgefüllt. In dieser Masse befindet sich ein Protein, das den Knochen zum Wachsen anregen sollte. 

Die OP verlief sehr gut, und es wurde deutlich, dass Caruso und ich viel Glück hatten. Caruso hat gute Chancen, gesund zu werden. Nach der OP wurde Caruso in eine Box gebracht und hatte dort Zeit, wach zu werden. Er war bald  wieder der Alte: Frech und lebendig. Er stand die ersten zwei Tage abwechselnd auf dem linken und dem rechten Hinterbein, zeigte aber keine grossen Schmerzen. Da er so schnell wieder fit wurde, dauerte der Klinikaufenthalt nur vier Tage anstatt der geplanten Woche.

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Zu Hause steht er nun in einer Box für sechs Wochen. Danach gibt es einen kleinen Auslauf dazu. Während dieser drei  Monate darf er die Box nicht verlassen. Dies ist für ihn und mich ziemlich hart. Aber dafür darf er leben.  In dieser  Still-halte-Zeit liefere ich Caruso frisches Gras, putze und streichle ihn häufig, fülle ihm den Heuball und sorge dafür, dass er ein bisschen Abwechslung hat. Mein Engagement ist gross: Ich bin so dankbar dafür, dass für uns beide bis jetzt alles gut gelaufen ist.

Nach den drei langen Monaten werden neue Röntgenbilder angefertigt, und das weitere Vorgehen wird mit dem Tierarzt abgesprochen.

 

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Juli 2016

 

Viele Menschen hat unser Schicksal berührt. Mehrfach wurde ich auf unseren Weg angesprochen und natürlich wollte viele Menschen wissen, wie es Caruso geht.

 

Die Operation war ein voller Erfolg und Caruso hat das ganze Leben noch vor sich-

Vielen Dank an alle, die uns auf unserem Weg begleitet haben.